Der Kunstmaler Karl Fuoss
Kunst gibt es in Oberndorf nicht nur als Gemälde, Skulpturen oder Plastiken. Die Kunst ein einfaches Leinengewand mit närrischen Motiven zu bemalen hat in Oberndorf eine Jahrhunderte alte Tradition. Unser Oberndorfer Narro bildet dabei mit seinen Attributen und Motiven einen einzigartigen und hochwertigen Vertreter der schwäbisch-alemannischen Weißnarren.
Vermutlich hat keiner das heutige Erscheinungsbild des Oberndorfer Narro mehr beeinflusst als der Kunstmaler Karl Fuoss. Seine Ranken und Motive sind bis heute Vorbilder für Maler. Er war wahrscheinlich auch der erste, welcher zunächst Szenen und dann Gebäudeansichten als Rückenmotiv verwendete.
Karl Fuoss wurde am 29. April 1888 in Oberndorf am Neckar geboren. Sein Vater Jakob Fuoss war Gewehrfabrikarbeiter. Schon früh wurde sein zeichnerisches Talent erkannt und so war ihm vergönnt mit knapp 14 Jahren eine Lehre zum Maler in Rottweil zu beginnen, welche er mit Auszeichnung abschloss. Während seiner Gesellenjahre bildete er sich nebenbei an der Rottweiler Oberschule im Malen und Zeichnen weiter. Es folgten Reisen nach Stuttgart, München, Österreich, Schweiz und Italien. In dieser zeit war er auch als Kirchenmaler tätig, im Kloster Heiligenberg und der Barockkirche in Hilzingen.
Der 1. Weltkrieg brachte ihm einen kurzen Fronteinsatz, in dem er stark verwundet wurde und seither als dauernd kriegsunfähig galt. Notgedrungen kehrte er so früh nach Oberndorf zurück und machte sich dort 1915 als Maler und Kunstmaler selbstständig.
Seine Narros und Larven-Fassungen orientieren sich in eigener Handschrift an den historischen Vorbildern, aber auch der modernen Zeit folgend schuf er neue Motive und Erscheinungsformen.
Am 24. November 1973 verstarb er mit 85 Jahren, doch seine Narros, Fassungen und Gemälde erinnern uns weiter an diesen so talentierten und herausragenden Oberndorfer Künstler.
Quelle: "D'r Wonderfitz. Neues aus dem Haus Raphael und dem Flegga" 5 (2017), Klaus Laufer
Rückenmotiv eines Oberndorfer Narros. Karl Fuoss, um 1930
Schreinerdynastie Zirn
Die älteste und zugleich bedeutendste Schnitzer Dynastie der Oberndorfer Narro und Hansel-Larven ist die Schreinerfamilie Zirn. In ihrer Werkstatt entstanden ab etwa 1800 hervorragende Narro und Hansellarven.
Dort wirkten die Schreiner Aloysius Zirn (1758-1840) und Schreinermeister Josef Zirn (1791-1871), Jakob Zirn (1820-1857) und dessen Sohn Joseph Zirn (1849-1893). Diese Larven haben die Larvenkultur Oberndorfs dermaßen geprägt, dass sie heute noch als Oberndorfer Schönheitsideal gelten. Die Familie Zirn verlieh auch Narrenkleider nachweislich seit spätestens 1855 (Fruethsche Rede 1855: „Als hätte der Schreiner Josef keine Kleider mehr?“ ). Ein großer Teil dieser Sammlung befindet sich heute im Besitz der Narrenzunft Oberndorf nachdem sie nach dem Tod der Witwe Josef Zirn´s , Magdalena Kempf, von der Stadt Oberndorf sichergestellt und an die Narrenzunft übergeben wurden.
Diese Sammlung war über Jahrzehnte hinweg Hauptbestandteil der Oberndorfer Narrenkleider. Joseph Zirn wurde sogar als Narrenvater bezeichnet, er gab somit den Ton an, wie oder wo die Fasnet abzulaufen hatte. Der Großteil der Narren zog sich zwei Häuser entfernt von der Werkstatt im Gasthaus zum Anker um, wo auch der Umzug begann.
Nach dem Tod des letzten Schreinermeisters Joseph Zirn soll niemand der Familie mehr Larven geschnitzt haben.
Larven von Josef Zirn (1791-1871)